Früher hieß es, dass man anhand einer schlechten Handschrift sehr intelligente Menschen erkennen kann. In der Tat wussten die in der Schule unterrichtenden Lehrer das nicht zu schätzen und stuften eine nicht so optimal lesbare Handschrift oft als mangelhaft oder ungenügend ein, was die Bewertung anging. Im Grunde können viele Personen gar nichts für ihre Handschrift, denn diese wird schon im frühen Kindesalter geprägt und hängt einerseits mit der körperlichen Konstitution zusammen. Anderseits können schlecht unterrichtende Deutschlehrer Kindern auch nicht optimal das Schriftbild beibringen.
In der Folge haben Menschen im späteren Verlauf des eigenen Lebens mit der eigenen Handschrift zu kämpfen, diese verändert man kaum im höheren Alter. Viele kennen das Phänomen, dass die Handschrift von Ärzten oft krakelig und wenig leserlich daherkommt. Anmerken muss man hier, dass es nicht am Arztberuf liegt, doch dieses Segment soll zum jetzigen Zeitpunkt besonders hervorgehoben werden. Die Suchmaschine Google wird in absehbarer Zeit die Handschrift von den Ärzten entschlüsseln, natürlich nicht von den Mitgliedern der gleichnamigen Musikband.
Eine aufschlussreiche Konferenz
Vor einiger Zeit fand in Indien eine sehr gut besuchte Konferenz statt, welche jedes Jahr stattfindet. Dort wurde offeriert, dass diese Thematik von einigen engagierten Pharmazeuten behandelt wird. Die indischen Fachkräfte stehen dabei vor großen Rätseln, welche es zu lösen gilt. Im Vordergrund steht dabei herauszufinden, welche Medikamente ein Arzt, der einen Patient behandelte, verordnet hat. Google soll also dabei helfen, die Handschrift des jeweiligen Arztes zu dechiffrieren.
Umsetzen soll das Google Lens, auf diesem Weg können Anwender ihre Rezepte entschlüsseln beziehungsweise nachvollziehbar machen. Es geht also darum, dass der Dienst Google Lens selbst die unleserlichsten Handschriften entziffern kann. Auf diesem Weg findet eine Erkennung der Medikamente statt und kann diese somit benennen. Doch irgendwo spielt der Anbieter dann auch mit dem Leben von Patienten. Nehmen wir mal an, es gibt mehrere Medikamente, welche vom Wortstamm und den Buchstaben her ähnlich sind und sich nur minimal voneinander unterscheiden.
Fehlinterpretationen mit Folgen
Wenn Google Lens nun ein schlecht geschriebenes kleines „o“ als ein „a“ oder „u“ interpretiert, so kann es vorkommen, dass ein ganz anderes Medikament von der Bezeichnung her ausgespuckt wird, als der Arzt eigentlich verschrieben hat. Im schlechtesten Fall können somit Menschenleben gefährdet werden, denn als Apotheker verlässt man sich ja darauf, dass alles, was verschrieben wurde, seine Richtigkeit hat. Apotheker können zwar beratend zur Seite stehen, sind jedoch selbst keine Mediziner und kennen auch die Anamnese des Patienten nicht.
Noch kein Release in Sicht
Derzeit ist noch nicht vollkommen klar, wann Google Lens für die breite Masse der Bevölkerung zur Verfügung stehen wird. Es kommt auch die Frage auf, warum Indien hier als Vorreiter dient, man kann aus dem Projekt doch eine internationale Zusammenarbeit machen und mehr daraus entstehen lassen, welche über die Profitinteressen einzelner hinausgehen. Handschriften automatisch entziffern zu können ist im Grunde keine neue Sache, denn bereits Archäologen und diverse Fachkräfte beschäftigen sich mit Schriftbildern aus früheren Zeiten. Ob so ein Dienst überhaupt auf den Markt kommt, wird sich noch zeigen müssen.